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Geschichte des Schnitzens in Oberammergau

© Thomas Linkel

Oberammergau

gilt einerseits als weltweit bekannter „Passionsspielort“ sowie auch als das "Holzschnitzerdorf" schlechthin.

Seit über 500 Jahren ist das Schnitzhandwerk in der Region daheim, viele Quellen nennen als Herkunft der Schnitzkunst die Klöster in der näheren Umgebung:
Um das Jahr 1520 wird von einem Chronist im nahen Kloster Ettal ein herausragender Herrgottsschnitzer in Oberammergau erstmals erwähnt, 1563 erhielten die Oberammergauer Schnitzer durch den Abt des Klosters eine eigene Handwerksordnung.

Aus dem Nebengewerbe

entwickelte sich im 16. Jahrhundert ein Hauptgewerbe für ganze Holzschnitzerfamilien. Neben biblischen und christlichen Themen ist das Hauptmotiv für die Schnitzer der Leidende Christus am Kreuz in teils drastischer Darstellung.
Der Vertrieb der Schnitzwaren  erfolgte damals über die so genannten "Verleger", die die Schnitzarbeiten zu Fuß in Kraxen und von festen Niederlassungen in ganz Europa selbst bis nach St. Petersburg lieferten und verkauften. Belege hierfür sind im Ort heute noch sichtbar: So gibt es in Oberammergau etwa die „Verlegergasse“, zudem sind in einigen Geschäften noch Nachbildungen der so genannten „Kraxenträger“ zu finden.

© Debionne  
© Florian Wagner

Vom 17. bis Anfang des 20 Jahrhunderts

verdiente ein Großteil der Einheimischen mit diesem Kunsthandwerk ihr Einkommen. Dies hat sich jedoch besonders in den letzten 50 Jahren stark geändert und so beherrschen momentan (noch) rund 60 aktive Holzbildhauer das traditionelle Handwerk.


Sie fertigen individuelle Plastiken und Schnitzereien und grenzen sich damit von der wesentlich preiswerteren, oft mit maschineller Hilfe gefertigten Importware aus dem Ausland ab, die mittlerweile in vielen Schaufenstern Oberammergaus zu sehen ist.

Viele Holzbildhauer und Schnitzer

haben sich daher im St. Lukas Verein zusammengefunden. Sie kennzeichnen jedes ihrer handgeschnitzten Einzelstücke an der Unterseite mit einem Stempel „Handgeschnitzt Oberammergau“ oder man erkennt sie an einer blau-weißen Raute, die an deren Geschäften angebracht ist: dem Markenzeichen der „Ammergauer Alpen Kunst Handwerker“, einer Art Qualitätssiegel.

© Hans-Dieter Budde
© Stefan Hoecher

Die "Lebende Werkstatt"

 gibt dem Besucher einen umfassenden Einblick in eine Volkskunst, die nur in dieser Region anzutreffen ist. Die Künstler lassen sich dort nicht nur bei der Arbeit über die Schulter blicken, sondern beantworten gerne auch Fragen über die ganz bestimmten Techniken, Holzarbeiten oder Arbeitsweisen.

Geöffnet von Mai bis Mitte Oktober und in der Advents- und Weihnachtszeit - Dorfstraße 20. Der Eintritt ist frei.

Im Oberammergau Museum

besteht die Möglichkeit, noch mehr über die Geschichte des Handwerks zu erfahren.

In Vitrinen gepackt sieht man Hampelmänner, Tierfiguren, Spielzeug, die bewegliche Festung von Scharnitz und überaus filigrane Feinschnitzereien.

Eine ganzjährige Krippenausstellung, lädt Erwachsene wie Kinder zum Staunen  ein.

© Nicole Richter