„Nun freut euch, ihr Christen, singet Jubellieder und kommet, o kommet nach Bethlehem. Christus, der Heiland, stieg zu uns hernieder. Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn.“ – Nach der dt. Version des Kirchenliedes „Adeste fideles.“ 

Vier Engel huldigen mit Harfe, Orgel, Laute und Cello dem schlafenden Christuskind. Doch nicht nur Engel singen in seinem Beisein Jubellieder: Mit dem Aufstellen einer Hauskrippe kann jeder das Jesuskind in die eigene Stube holen und dessen Geburt feiern.

Vor etwa 250 Jahren fanden vor allem im alpenländischen Raum die Krippen ihren Weg aus den Kirchen zu den Leuten nach Hause. Die Oberammergauer Schnitzer kamen der enorm gestiegenen Nachfrage nach und schnitzten für ganz Europa. Der Oberammergauer Krippenweg macht diese lange Tradition mit einer großen Vielfalt an Krippen sichtbar. 

Engel, Tiere, Könige, Hirten, Bäuerinnen und Schornsteinfeger versammeln sich um den Stall zu Bethlehem. Moment Mal, ein Schornsteinfeger? Wo kommt der denn her? Aus einer verschollenen Bibelstelle? 

Weihnachtskrippen sind religiöse Volkskunst. Die Künstler stellen ihre eigenen Interpretationen, beziehungswese die ihrer Auftraggeber dar. Und so finden auch nicht religiöse oder abergläubische Symboliken Einzug in diese kleinen Theaterwelten. Schornsteinfeger gelten seit Jahrhunderten als Glücksbringer. Sie bieten Schutz vor Feuerkatastrophen und ihre schwarze Kleidung soll böse Geister abwehren. Und so ergänzt er als traditioneller Glücksbringer die Weihnachtsbotschaft: Die Geburt Christi als der ultimative Glücksbringer für die gesamte Welt.  

Diese Krippe stammt von Guido Postinger und befindet sich im Besitz von Lang Sel. Erben. 

In der Darstellungsgeschichte der Weihnachtsszene spielen Tiere eine wichtige Rolle. Neben Ochs und Esel ist oft eine ganze Herde von Schafen zu sehen. Jesus wird auch als guter Hirte bezeichnet. Die Schafe können so als Symbol der ihm anvertrauten Menschen gesehen werden.

Früher war ein Lamm häufig ein Opfertier. So kann die Anwesenheit der Schafe bei der Geburt auch direkt als Verweis auf sein Sterben interpretiert werden. Wenn Jesus durch sein Opfer die Menschheit erlöst. Die gekrönten Schafe und Widder unterstreichen diese besondere Rolle in der Heilsgeschichte.

Bei dieser Krippe ist es wie mit den Heiligen drei Königen: Sie kommt leider erst etwas später. Wir bitten um Verzeihung.

Es kommt immer auf die Perspektive an: Wird in vielen Krippen die Armut Jesu beschrieben, wählen manche Künstler eine andere Herangehensweise. Bei dieser Darstellung wird all das irdische komplett ausgeklammert. Hier steht die Inkarnation der Weisheit Gottes im Vordergrund. Die Betrachtenden direkt anblickend, hat Jesus hier seine Hand zum Segen erhoben.  Über ihm schweben im Strahlenkranz eine Taube mit Dreieck: Symbol der Dreifaltigkeit aus dem Vater, Sohn und dem Heiligen Geist. Eine weitere Unterstreichung der Göttlichkeit Jesu.

Diese Darstellung der Ankunft Christi stammt aus der Holzschnitzerei Klucker.

Ein Kontrast zur Darstellung geradeeben: Wir sehen hier nicht das Göttliche Christi. Diese schlichte Weihnachtsdarstellung zeigt das Jesuskind in friedlicher Geborgenheit, eingerahmt von einem strahlenden Heiligenschein. Ein weißes Lamm lehnt sich sanft an ihn. Die warme Farbgebung und der natürliche Holzuntergrund verleihen dem Bild eine ruhige, berührende Atmosphäre. 

Diese Darstellung stammt von Marion Jochner.

Mit einem liebevollen und gütigen Blick steht das Jesuskind da. Den Siegeskranz als Hinweis für seine Rolle als Erlöser trägt er in der Hand. Er wird der “Salvator Mundi”, der Retter der Welt. Durch seine Augen besitzt das Kind einen durchdringenden Blick. Als Möchte es sagen: Ich sehe und verstehe dich. 

Diese Figur stammt von Tobias Haseidl.

Maria: Die Muttergottes, die erbarmungsreiche Mutter, Unsere Liebe Frau, der Meerstern, die Patrona Bavariae – die Frau, die hier ihren Sohn liebevoll und schützend mit ihrem Mantel umhüllt, trägt viele Titel. Diese klingen erhaben, doch wird sie sie erst in der Zukunft erhalten. Bevor sie Schutzpatronin zahlreicher Länder und Städte werden konnte, brauchte ihr Sohn, das Kind in ihren Armen, ihren Schutz.

Hier sehen wir eine junge Mutter, erschöpft von der langen Reise von Nazareth nach Bethlehem, der frustrierenden Suche nach einer Herberge und der Entbehrung, ihr Kind schließlich in einem Stall zur Welt zu bringen – ein Ort, den sie sich für die Geburt wohl kaum vorgestellt hatte. Doch kniend hält sie ihren Sohn voller Hingabe und beschützt ihn vor allen Gefahren. Gleichzeitig empfängt sie die Hirten, die mit ihren Schafen zur Anbetung herbeigeeilt sind, und erkennt, dass sie bei all diesen Herausforderungen nicht allein ist.

Diese Krippe stammt von Maria Mähler.

Der Stern diente den drei Sterndeutern als Zeichen, dass der König der Juden geboren sei, welchen sie nun suchen möchten. Dass es drei gewesen sein sollen, wird in den Evangelien übrigens nicht direkt erwähnt. Es wird davonabgeleitet, dass sie die drei berühmten Geschenke mitgebracht haben sollen: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

„Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.“ – Jesaja 60,3

Alttestamentliche Verse wie dieser haben dazu beigetragen, dass aus den im Matthäusevangelium erwähnten Magiern Könige wurden. Dass Könige an die Krippe eines Kindes pilgerten, macht wiederum klar, dass ebendieses Kind der „Rex Regum“ ist, der König der Könige. 

Viele frühchristliche Theologen sehen in den drei Magiern Vertreter der drei damals bekannten Erdteile: Caspar aus Afrika, Melchior aus Europa und Balthasar aus Asien.

Diese Krippe stammt von Theo Zunterer.

Das Oberammergau Museum ist Heimat verschiedener Krippen, beispielsweise einer Papierkrippe des Oberammergauer Lüftlmalers Franz Seraph Zwinck, dem Schaffer der Malereien am Pilatushaus. Das Herzstück der Ausstellung ist jedoch die historische Kirchenkrippe: Bestand die Krippe 1760 aus nur wenigen Figuren, wurde sie doch über die folgenden 100 Jahre kontinuierlich von heimischen Schnitzern erweitert. So wurde aus einer Weihnachtskrippe eine Teiljahreskrippe, die den Festen des Kirchenjahres entsprechend angepasst wurde. Die Figuren sind Gliederpuppen. Das heißt, die Gliedmaßen sind mit Kugelgelenken befestigt und sind so beweglich. Die Gelenke sind von den Kostümen der Figuren verdeckt. Diese Kostüme sind übrigens den damaligen Kostümen der Passionsspiele nachempfunden. Dank dieser Krippe wissen wir also, wie die damaligen Passionsspielkostüme aussahen.

Ein Besuch des Museums lohnt sich allemal. Neben der Krippenausstellung gibt es dort spannende Ausstellung zu den alten Römern und Rätern in Oberammergau, zur hiesigen Schnitzkunst und eine Sonderausstellung des Künstlerbundes Garmisch-Partenkirchen.

Abstrakte Darstellungen reduzieren oft auf nur ganz wesentliche Formen und Linien. Kunstwerke wie diese geben einen Denkimpuls. Den Betrachtenden bleibt ihre eigene Fantasie, sich die Szene auszumalen. Möglicherweise werden so auch neue Perspektiven auf die bekannten Geschichten geschaffen. 

Wir sehen hier eine Szene, die sich ein paar Monate vor der Geburt abgespielt hat: Maria erfährt von einem Engel davon, dass sie den Sohn Gottes in sich trägt. Dazu an einer späteren Station mehr.

Maria sitzt mit einem aufgeschlagenen Buch am Boden und sieht ehrfürchtig zu dem Engel hoch, dessen Flügel sich in dem Holzstamm bis in die Unendlichkeit zu reichen scheinen. Was ihr dabei wohl durch den Kopf gehen mag?

Dieses Kunstwerk stammt von Konrad Saal.

Josef steht an der Futterkrippe, auf der Jesus gebettet liegt. Die Laterne in seiner Hand erleuchtet den dunklen Stall mit schummrigem Licht. Vor einigen Monaten erfuhr er von der Schwangerschaft seiner Verlobten Maria. Sie wurde schwanger, ohne dass sie zuvor zusammengekommen waren. Josef wollte Maria daraufhin in aller Stille, ohne sie bloßzustellen, verlassen. Ein Engel hielt ihn jedoch davon ab, denn das Kind sei vom Heiligen Geist und werde das Volk erlösen. (Mt 1,18-25)

Nun steht er an der Seite Marias und Jesu in der Stadt seines Vorfahren, des Königs David. Bald wird er mit ihnen vor der Gewalt des Königs Herodes nach Ägypten fliehen müssen. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Nazareth wird er Jesus großziehen und in seinem Gewerk, der Zimmerei unterweisen. 

Franz Xaver Schmädl war einer der bedeutendsten Bildhauer des Rokokos in Südbayern. In der Gegend rund um Oberammergau gibt es eine Vielzahl seiner Werke zu bewundern. So schuf er beispielsweise die Altäre der Oberammergauer Pfarrkirche und auch Figuren in den Klosterkirchen in Ettal und Rottenbuch. Er schnitzte aber auch Krippen. Diese Krippe wurde von dem Schnitzer Leonhard Höldrich nach einem Modell Schmädls geschaffen.

Der dem bayerischen nicht mächtige Leser frägt sich möglicherweise, was ein Klubberl-Kunstwerk wohl sein könnte. Als Klubberl werden in Bayern Wäscheklammern bezeichnet. Und wer nicht glauben kann, dass aus diesen Klubberln ansprechende Kunstwerke geschaffen werden können, der kann bei dieser Krippe des Oberammergauers Christian Mayr und in dessen Werkstatt „KünstlerEien“ eines Besseren belehrt werden.

Was bei dieser Krippe im Besonderen auffällt, ist die Heiterkeit der Figuren. Feierlichen Ernst sucht man hier vergebens, die Freude über die Geburt Jesu ist überall zu spüren:  Begleitet von Musik und Festmahl ist das Glück jeder Figur ins Gesicht geschrieben. Oh, du fröhliche Weihnachtszeit!

Wir stehen hier vor einer klassischen Oberammergauer Krippe. Deshalb ist es nun an der Zeit, den Beginn der Krippenbaukunst anzuschauen:  Genau datieren lässt sich dieser Beginn nicht. Als Vorläufer der uns geläufigen Krippe können Darstellungen der Weihnachtsgeschichte (beispielsweise in Altären) im Hochmittelalter gesehen werden. 

Die Krippenkunst in Südbayern begann im 17. Jahrhundert und wurde stark von den Jesuiten geprägt, die die Weihnachtskrippe als Mittel der Glaubensvermittlung nutzten. Erste Krippen fanden sich vor allem in Kirchen. Sie waren inspiriert von italienischen Krippen, insbesondere aus Neapel, die durch Händler und Geistliche nach Bayern gelangten.

Dargestellt wurden die Heilige Familie, Hirten, Engel und oft auch regionale Figuren in alpenländischem Ambiente. Diese Verschmelzung von Glaube und lokaler Kultur prägte die Entwicklung der Krippenkunst nachhaltig.

„Wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird´s auch wieder ruhiger.“

Karl Valentin

 Mitten im alljährlichen Weihnachtsstress werden die Krippen im Wohnzimmer aufgestellt. Zwischen Backen, Geschenke besorgen, Christbaum aufstellen etc. zu einem Zeitpunkt, an dem man über die ein oder andere Aufgabe weniger eigentlich froh wäre.  

Eine sogenannte Faulenzerkrippe erspart dem Aufstellenden das aufwändige Gestalten der Krippe. Man braucht nur in den Keller gehen, die Kiste holen und an einem schönen Ort platzieren. Der Name dieser Krippenart ist also Programm. 

Diese Krippen stammen von verschiedenen Oberammergauer Schnitzern.

„Vom Himmel hoch, da komm ich her“ -Weihnachtslied von Martin Luther

Zwei Engerl stehen unten auf der Erde und empfangen das Christkind, das unter bemerkenswerter Anstrengung eines weiteren Engels über den Stern von Bethlehem zu uns hinabsteigt. Das Kind trägt einen Königsroten Mantel und einen Reichsapfel, Zeichen seiner Herrschaft.  

Neben den Engerln steht bereits ein Rentier bereit, das den Kindern Geschenke bringen wird. Dies kann, neben der sehr präsenten Weihnachtstradition des Schenkens, auch als Hervorhebung Christi als Geschenk Gottes an die Menschen verstanden werden. Eine Gabe, die die Liebe Gottes zu den Menschen betont.

So nackt und so arm hamm s' 'n g'sehg'n.
Im Barr'n war an aufg'häufelts Stroh.
Und 's Kind is ganz ruhig drauf g'leg'n.
Es woant net und schaugt grad a so.

 Es hot sie mit Stolz und mit Pracht
Und Herrlichkeit gewiß net vaführt
Und hot do a sellane Macht!
A jeda hot's ei'wendi g'spürt

Aus der Heiligen Nacht von Ludwig Thoma

Da liegt es, das Kind. In Armut geboren finden es die Hirten auf Stroh liegend. Und dennoch spüren die Hirten eine Macht, die von diesem Kind ausgeht. Ludwig Thoma, 1867 in diesem Haus geboren, betont in seiner Weihnachtgeschichte „Heilige Nacht“ die Armut der Heiligen Familie. Jesus ist eben kein weltlicher König in einem Palast, sein Reichtum ist von einer anderen Welt. Und an diesem Reichtum kann auch die ärmliche, damals kriegsgeplagte Bevölkerung Bayerns teilhaben.  

Diese Krippe stammt von Marion Jochner 

Es gibt Krippen, die konzentrieren sich auf das Wesentliche: Die Heilige Familie und vielleicht noch ein bis zwei weitere Figuren. Manche Krippen, wie auch diese hier, zeigen aber ebenso das Umfeld des Stalls in Bethlehem. Wie bei einem Wimmelbild gibt es hier einiges zu entdecken: Schau doch selbst, was für dich besonders ansprechend ist und ins Auge sticht. Möglicherweise kannst du einer Figur auch eine besondere Geschichte geben?

Diese Krippe ist eine Messerschneidearbeit aus den 1830er Jahren und ist im Besitz der Schnitzerei Keller, der nächsten Station auf diesem Weg.

Während der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert geriet die Krippenkunst in Südbayern zunehmend unter Druck. Die Reformen unter Kaiser Joseph II. sahen religiöse Volksbräuche wie Krippen als unnötig und abergläubisch an. Viele Kirchenkrippen wurden entfernt oder verboten, um die „Vernunft“ und eine nüchterne Religionsausübung zu fördern.

Doch die Bevölkerung hielt an der Tradition fest. Krippen wanderten aus den Kirchen in die Privathaushalte, wo sie als „Hauskrippen“ weiterhin gepflegt wurden. Hier entstand eine neue Vielfalt: Krippen spiegelten zunehmend die Lebenswelt der Menschen wider, mit lokalen Trachten und alpinen Landschaften. Diese Entwicklung bewahrte die Krippenkunst vor dem Verschwinden und legte den Grundstein für ihre heutige Popularität.

Schauen wir uns bei Betrachtung dieses störrischen Esels mal an, warum Ochs und Esel in Weihnachtskrippen so wichtig sind, obwohl sie in den beiden Evangelien, in denen von der Geburt Christi berichtet wird, gar nicht vorkommen?  Ochs und Esel sind bereits in Weihnachtsdarstellungen aus dem 4.Jahrhundert zu sehen. Tatsächlich gibt es sogar Bildnisse, bei welchem die einzige Gesellschaft des Jesuskindes die beiden Stalltiere sind. Maria hingegen fehlt.

"Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis " (Jesaja 1,3).

Bei der Suche nach Antwort auf diese Frage wird häufig auf diese Weissagung des Propheten Jesaja verwiesen. Der Mensch kann die Wahrheit nicht erkennen, die beiden Tiere, oft als reine Arbeitstiere für die Feldarbeit unterschätzt, sind jedoch klüger. Sie weichen ihrem Herrn nicht von der Seite.

Diese Krippe stammt von Michaela Müller-Unruh.

In neuerer Zeit hat die Krippenkunst aus Oberammergau einen weltweiten Ruf erlangt, insbesondere durch die herausragende Holzschnitzkunst der Region. Die Tradition des Schnitzens, ursprünglich durch die Passionsspiele gefördert, wurde ab dem 19. Jahrhundert auf die Herstellung von Krippenfiguren ausgeweitet. Oberammergauer Schnitzer fertigen Figuren von höchster handwerklicher Qualität, die oft detaillierte Gesichtszüge und lebendige Körperhaltungen zeigen.

Mit dem wachsenden Interesse an traditioneller Weihnachtskunst werden diese Krippenfiguren weltweit exportiert und schmücken Privathaushalte, Kirchen und Museen. Besonders gefragt sind alpenländische Szenen mit Hirten, Engeln und der Heiligen Familie. Oberammergau bleibt ein Zentrum für hochwertige, handgefertigte Krippen, die den Geist bayerischer Volkskunst in die Welt tragen.

Diese Darstellungen sind typische alpenländische Weihnachtskrippen aus der Werkstatt von Hermann Biermeier.

Die der Legende nach Erste Weihnachtskrippe der Geschichte wurde von dem Heiligen Franz von Assisi als Lebende Krippe umgesetzt. Mit diesem „geistlichen Schauspiel“ sollte die Geschichte der Menschwerdung Gottes besser verständlich gemacht werden. Auch heute gibt es noch solche Krippenspiele, wie etwa im Kloster Andechs.

Darsteller der Andechser Krippe ließen sich vor einigen Jahren von dem Schnitzer Herbert Köpf porträtieren. Anhand von Bildern verewigte Köpf die Darsteller der Krippe von 1977 mit einer bemerkenswerten Liebe zum Detail. Und weil das so etwas Besonderes ist, fertigte er die Krippe gleich zweimal an: Einmal für die Auftraggeber, und einmal für sich selbst. So können wir uns auch in Oberammergau an solch einer Rarität erfreuen.

„…und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe…“ - Lk 2,7

Die theologische Relevanz einer Windel erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Warum steht dieser Nebensatz in dieser an Ausschmückung armen Weihnachtsgeschichte? Gott ist in dieser Nacht Mensch geworden. Nicht den Menschen ähnlich oder nur dem Schein nach Mensch. Er ist Mensch. So betrat er diese Welt genauso hilflos wie wir alle. Die Windel kann als Symbol für diese Hilflosigkeit gesehen werden. Jesus kann ohne elterliche Hilfe nicht den grundlegendsten Bedürfnissen nachkommen. Eine göttliche Macht liegt mit dieser Betrachtungsweise nicht Nahe.

Nur eine Woche nach Weihnachten wird das neue Jahr begrüßt. In dieser Zeit sind immer wieder drei Könige auf den Straßen Europas anzutreffen: Die Sternsinger. 
Auch in Oberammergau gibt es den Brauch des Sternsingens, allerdings sieht dieser hier ganz anders aus. Beim „Großen Sterngang“ folgen Einheimische und Gäste am Silvesterabend einem Stern durch das Dorf. An 12 Stationen werden die eigens zu diesem Zweck komponierten Sternlieder gesungen. Manche dieser Lieder stammen sogar aus der Feder des Komponisten der Musik der Passionsspiele, Rochus Dedler (1779 – 1822). Am Schluss eines jeden Liedes erschallt der Wunsch „A guats nei´s Johr!“ 

In dieser Krippe des Schnitzers Martin Müller sind die Oberammergauer Sternsinger mit dem Stern zu sehen. Das Original dieses Sterns ist während des Rundgangs beleuchtet und sein hölzerner Strahlenkranz rotiert um das in der Mitte dargestellte Christuskind. 

„Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.“ – Lk 1, 30-31

Beenden wir diesen Krippenweg an der Stelle, an der die Weihnachtsgeschichte beginnt: Der Verkündigung des Herrn. Der Erzengel Gabriel erscheint Maria in Nazareth und verkündet ihr die Geburt eines Sohnes, des Sohnes Gottes. Wie auch später bei den Hirten in Bethlehem sagt er, sie bräuchte sich nicht zu fürchten. Die Geburt Jesu ist eine „große Freude“ für alle Völker und Gottes Nähe ist kein Grund zur Angst, sondern zum Vertrauen.

„Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ – Lk 1, 38

Vielen Dank für den Besuch des Oberammergauer Krippenweges. Wir wünschen noch eine schöne Zeit hier im Ort, Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2025!